Bewegung als Sprache der Seele

Seit 2018 schaffen wir in Jüchen einen Raum, wo zeitgenössischer Tanz mehr als Technik ist – er wird zur persönlichen Ausdrucksform.

Wir glauben daran, dass jeder Körper seine eigene Geschichte erzählt. Unsere Arbeit basiert auf der Überzeugung, dass Kreativität durch Authentizität entsteht, nicht durch Perfektion.

Aus persönlicher Suche wurde gemeinsamer Weg

Als Lenja Waldschmidt 2018 nach Jahren klassischer Ballettausbildung nach Jüchen kam, hatte sie genug von starren Choreografien. Sie wollte einen Ort erschaffen, wo Menschen ihre eigene Bewegungssprache finden können – ohne Druck, ohne Vergleiche.

Die ersten Monate waren eher improvisation als Institution. Fünf Teilnehmer in einem gemieteten Kellerraum, Musik aus einer kleinen Box, und viel Mut zur Unsicherheit. Aber genau diese Rohheit wurde zum Fundament unserer Philosophie.

Heute arbeiten wir mit Menschen zwischen 14 und 67 Jahren. Manche kommen mit Tanzerfahrung, andere haben sich noch nie bewusst bewegt. Was sie verbindet? Die Bereitschaft, sich auf einen Prozess einzulassen, der nicht immer bequem ist, aber immer echt.

Zeitgenössische Tanzprobe in unserem Studio mit natürlichem Lichteinfall

Wie wir zeitgenössischen Tanz verstehen

Unsere Methodik hat sich über Jahre entwickelt – durch Erfahrung, Fehler und ehrliche Gespräche mit Teilnehmern über das, was wirklich hilft.

Körperbewusstsein vor Technik

Wir beginnen nie mit Schritten. Die ersten Wochen drehen sich um Wahrnehmung – wie fühlt sich Gewicht an, wo entsteht Spannung, was passiert mit dem Atem während Bewegung. Das klingt simpel, ist aber oft revolutionär für Menschen, die ihren Körper jahrelang als Werkzeug behandelt haben.

Improvisation als Kernpraxis

Jede Stunde enthält mindestens 20 Minuten freie Bewegung. Nicht planlos, sondern mit klaren Impulsen – eine Emotion, ein Bild, eine Qualität. So entsteht langsam ein persönliches Bewegungsvokabular, das authentischer ist als jede kopierte Choreografie.

Gemeinschaft ohne Konkurrenz

Unser Raum funktioniert ohne Spiegel. Stattdessen lernen Teilnehmer, sich gegenseitig zu beobachten – nicht bewertend, sondern interessiert. Diese Art des Sehens verändert nicht nur den Tanz, sondern oft auch Beziehungen außerhalb des Studios.

Die Menschen hinter doravexina

Unser kleines Team bringt unterschiedliche Hintergründe mit – was uns verbindet, ist die Überzeugung, dass Tanz ein Werkzeug zur Selbstentdeckung sein sollte.

Lenja Waldschmidt, Gründerin und künstlerische Leiterin

Lenja Waldschmidt

Gründerin & künstlerische Leiterin

Nach klassischer Ausbildung an der Folkwang Universität und Jahren in verschiedenen Kompanien fand Lenja ihre Berufung in der Vermittlung. Ihre Arbeit wurde 2023 mit dem regionalen Tanzpädagogik-Preis ausgezeichnet.

Thilo Bergström, Dozent für somatische Bewegungspraxis

Thilo Bergström

Dozent für somatische Praxis

Thilos Hintergrund in Physiotherapie und zeitgenössischem Tanz schafft eine Brücke zwischen funktionaler Anatomie und künstlerischem Ausdruck. Er entwickelt individuelle Ansätze für Teilnehmer mit körperlichen Einschränkungen.

Unser Weg bis heute

2018

Gründung in einem Kellerraum

Die ersten experimentellen Workshops mit fünf mutigen Teilnehmern. Noch ohne festen Plan, aber mit viel Neugier auf prozessorientiertes Arbeiten.

2020

Umzug in die Oderstraße

Eröffnung unseres eigenen Studios mit 85 Quadratmetern Bewegungsraum. Die Pandemie zwang uns früh zur Entwicklung hybrider Formate – was sich später als Bereicherung herausstellte.

2022

Erste öffentliche Präsentation

Teilnehmer zeigten ihre selbstentwickelten Arbeiten im Kulturzentrum Jüchen. Keine perfekte Show, aber ehrliche Momentaufnahmen persönlicher Entwicklung.

2024

Erweiterung des Angebots

Start der Intensivprogramme für Menschen, die tiefer einsteigen wollen. Kooperationen mit lokalen Therapeuten für ganzheitliche Ansätze entstehen.

Woran wir glauben

  • Prozess über Produkt: Entwicklung ist wichtiger als Perfektion. Wir feiern Fortschritte, nicht Fehlerlosigkeit.
  • Körperautonomie: Jeder Mensch entscheidet selbst, wie weit er geht. Unser Job ist Angebot, nicht Anweisung.
  • Kreativität als Grundrecht: Künstlerischer Ausdruck gehört nicht nur Profis. Er ist ein menschliches Grundbedürfnis, das oft verschüttet wurde.
  • Transparente Kommunikation: Wir sprechen offen über Grenzen – physische, emotionale und strukturelle. Nur so entsteht echtes Vertrauen.

Diese Prinzipien klingen vielleicht selbstverständlich. In der Praxis bedeuten sie aber konkrete Entscheidungen – gegen schnelle Erfolge, gegen standardisierte Programme, gegen die Versuchung, es allen recht zu machen.

Teilnehmer während einer improvisierten Bewegungssequenz im Studio
Gruppenarbeit während eines Workshops für zeitgenössischen Tanz

Ehrliche Arbeit braucht Geduld

Wir verkaufen keine schnellen Transformationen. Die meisten Teilnehmer brauchen drei bis sechs Monate, bis sie überhaupt spüren, was sich verändert. Das ist langsam in einer Welt, die sofortige Ergebnisse verspricht.

Aber genau diese Langsamkeit ist der Punkt. Wenn jemand nach einem halben Jahr sagt, dass sie plötzlich anders atmet im Alltag oder dass er Stress durch Bewegung verarbeitet statt durch Grübeln – dann wissen wir, dass unsere Methode funktioniert.

Unser nächstes Intensivprogramm startet im September 2025. Bis dahin laden wir alle Interessierten ein, bei offenen Proben vorbeizuschauen – nicht um zu urteilen, sondern um zu verstehen, wie wir arbeiten.